Verfasser*in: David P. Steel GeR-Niveau: B2
Kurzzusammenfassung: Die telepathische Katze Mia weiß, dass sie einzigartig ist. Doch dann taucht eine andere schwarze Katze in ihrem Revier auf.
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Mia und die Doppelgängerin
Was mir besonders gut daran gefällt, eine telepathische Katze zu sein? Ich bin einzigartig. Ich bin die unbestrittene Herrscherin in meinem Zuhause. Ich habe einen hingebungsvollen Versorger, der auf alle meine Wünsche eingeht und dafür sorgt, dass unser Heim ordentlich und gemütlich bleibt. Mir fehlt es an nichts. Stellt euch also mal vor, wie ich mich fühlte, als er kürzlich aus heiterem Himmel eine andere schwarze Katze mit nach Hause brachte!
Bitte entschuldigt. Ich habe vergessen, mich denjenigen von euch vorzustellen, die noch nicht das Vergnügen hatten. Mein Name ist Mia. Wann immer ich jemanden berühre, nehme ich all sein Wissen in mir auf. Mein Geist ist daher eine kostbare Oase unentbehrlicher Fakten. Warum also sollte ich mich durch eine andere schwarze Katze bedroht fühlen? Warum hat mich ihr Anblick so aus der Fassung gebracht?
Habt ihr schon einmal jemanden getroffen, der genauso aussieht wie ihr? Es ist, gelinde gesagt, erschreckend. Normalerweise bin ich eine recht friedliche Katze, aber in dem Moment, als ich meine Doppelgängerin sah, machte ich einen Buckel, bäumte meinen Schwanz auf und begann zu fauchen. Als wäre sie ein Spiegelbild, tat die Doppelgängerin genau das Gleiche. Was ich am meisten hasste, war, dass mein Versorger nur lachte. Dann fing er an, Fotos von uns zu machen und sie an seine Freunde zu schicken – so eine Frechheit!
Natürlich gab es keine Möglichkeit, meiner Doppelgängerin nahe genug zu kommen, um ihre Gedanken lesen zu können und somit ihre teuflischen Absichten zu verstehen. Um ihre Geschichte zu erfahren, würde ich mit meinem Versorger in Berührung kommen müssen. Das war ein heikles Manöver, denn ich wollte der Konfrontation mit der anderen Katze nicht aus dem Weg gehen. Das hätte bei ihr den Eindruck erweckt, dass ich die Kontrolle über mein Revier aufgebe! Glücklicherweise erkannte mein Versorger meine Notlage und nahm mich in seine Arme.
Als ich mit meinem Versorger Kontakt aufnahm, verstand ich sofort, dass die andere Katze eigentlich in einem anderen Haushalt lebte und nur für zwei Wochen zu Besuch war, während ihr eigener Versorger verreist war. Ich war wütend. Ich sollte mein Reich teilen? Niemand hatte mich gefragt, ob ich das überhaupt will! Später geriet ich mit meiner Doppelgängerin in einen Streit – mit Krallen ausfahren und dem ganzen Brimborium. Als ich sie dabei berührte, merkte ich, dass sie sehr ängstlich war und keine telepathischen Fähigkeiten hatte wie ich. Daraufhin tat sie mir leid und ich beschloss, ihre Anwesenheit in meinem Haus zu akzeptieren. Ja, ich bin eine äußerst gnädige Herrscherin.
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